Insa Wilke erzählt, dass sie Interviews mit Christoph Schlingensief gelesen habe, um sich Mut zu machen für das neue Format, dass sie gemeinsam mit Astrid Rudle und Roman Schmitz erfunden hat. In der Zeitschrift „marie claire“ hat er 1997 einen zentralen Satz gesagt: „Wir müssen nicht funktionieren, wir müssen die Fehlerquote erhöhen.” Allein für dieses Zitat von Christoph Schlingensief, bin ich dankbar für Café lit. Aber es ist natürlich viel mehr. Es geht um Zitate und um Gespräche. Es geht um Mut und darum, sich und die Bücher und den Prozess des Lesens zu öffnen. Es geht um eine Literatursendung, die die Literatur ebenso ernst nimmt, wie ihre Leser:innen. Es geht um Entdeckungen und um ein Miteinander.
In der ersten Sendung mit Katharina Warda und Nescati Oziri geht es um James Baldwin. Ausgehend von seinem Roman „Beale Street Blues“. Aber das ist, wie gesagt, nur der Ausgangspunkt.
Es geht darüber hinaus um die Notwendigkeit, die Fehlerquote zu erhöhen (wieder Schlingensief). Und um die Möglichkeit die eigene Sendung im Nachhinein zu kommentieren. Diese Kommentare sind eingefügt in den Moment des linearen Interviewverlaufs. Insgesamt praktizieren da drei Menschen close reading miteinander. Gehen aufeinander ein, betrachten ihren Leseprozess sehr genau, lernen voneinander, fragen eher nach als einander zu widersprechen. Sie ergänzen einander, sind gründlich.
Was auch sehr toll ist, unter Bibliothek sind alle angesprochenen und besprochenen Bücher und Filme und Reden aufgelistet.
Insa Wilke schreibt unter den Glaubenssätzen für Café Lit: „Schön wäre das: Wer Café lit besucht hat, sieht hinterher mehr, lebt lieber und liest weiter.“ Bei mir zumindest ist all das eingetreten.